Peggy Patzschke am Meer03

Das Geheimnis der Nonnen

Showmaster Rudi Carrell meinte einmal: „Das, was man aus dem Ärmel zaubern will, muss man vorher hineinstopfen.“ Toller Rat für die Vorbereitung einer Sendung und fürs Leben. Genau deshalb geht mir der Satz wahrscheinlich nicht mehr aus dem Kopf. Nur wie übersetzt man ihn für den Alltag? Das, was ein Showmaster vor dem Auftritt an guter Vorbereitung in seinen Ärmel stopfen muss – also gute Pointen, perfekt ausgeklügeltes Timing und fleißige Probearbeit – liegt auf der Hand. Übersetzt für den eigenen Erfolg mit Projekten heissen die Zutaten wahrscheinlich: Gute Marktanalyse, Können, Ausdauer und Mut. Doch wie entwickle ich das Vertrauen in mich selbst, um auf neuen Pfaden das zu verwirklichen, was ich mir wünsche? Durchs tägliche Machen. Klar. Aber zum Glück gibt es noch etwas, was uns dabei hilft. Neurobiologe und Bestsellerautor Prof. Gerald Hüther erklärte sie mir so: „Unser Hirn ist jederzeit umbau- und veränderbar und zwar bis wir 120 Jahre alt sind. Je nach neuen Einflüssen und Erfahrungen, auf die wir uns einlassen, können wir immer wieder neue Vernetzungen entstehen lassen. Vorausgesetzt: Das, was wir dabei erleben, ist für uns emotional stark aufgeladen! Das Neue muss uns unter die Haut gehen. Erst dann entstehen neue Fortsetze im Hirn.“ Ein Gedanke, der mich sofort begeisterte. Zumal mir das noch nie jemand so erklärt hatte. Wenn ich demnach im hohen Alter noch einmal Portugiesisch lernen möchte, müsste ich mich lediglich in einen gut gebauten Brasilianer verlieben. Dann stellte mir der Professor noch eine wunderbare Frage. Eine, die zum Kompass beim Aufbruch taugt. Dabei empfahl er mir, mich selbst zu fragen:

„Warum bin ich hier? Und wer will ich sein?“

Der besondere Dreh daran: Unsere Antwort darauf sollte so visionär sein, wie nur möglich. Also nicht einfach ein Ziel setzen. Ziele, die man erreichen kann, sind für den Professor Mist. Stattdessen sollen wir unser Anliegen definieren. Etwas Übergeordnetes mit Wert und Sinn. Etwas, was so viel größer ist als wir, dass es am Ende ohnehin nicht komplett erreicht werden kann. Damit trägt uns diese Vision nämlich auch weiter, als wir es uns an unserem aktuellen Standpunkt vorstellen können. „Auf diese Weise bleiben Sie übrigens auch gesünder.“, erklärte Prof. Hüther dann noch. „Auch wenn sie krank sind, kommen Sie mit einer solchen Einstellung viel schneller in die Heilung. Der israelisch-amerikanische Medizinsoziologe Aaron Antonovsky hat das mal in drei wichtigen Punkten zusammen gefasst: Dem sogenannten Salutogenese Konzept. Demnach brauchen wir drei Kräfte, um gesund und zufrieden zu bleiben in unserem Leben: Zunächst müssen wir die Welt um uns herum verstehen, müssen das Gefühl haben, sie gestalten können und in dem Ganzen sollte möglichst auch noch ein übergeordneter Sinn für uns stecken. Deshalb bekommen übrigens Nonnen auch keine Demenz. Im Alter haben sie zwar ein ähnlich durchlöchertes Gehirn wie andere Senioren. Aber durch die für sie stimmigen Lebensbedingungen im Kloster – also einer Welt, die sie voll und ganz verstehen, selbst gestalten können und worin sie einen Sinn für sich sehen – einem Alltag, in dem sie bei sich, Gott und innerer Einkehr sind – kann ihr Gehirn neben den abgestorbenen Verschaltungen immer wieder neue aufbauen. So bleiben sie im wahrsten Sinne des Wortes jung im Kopf.“

In diesem Sinne: Ab durch die Mitte mit dem Geheimnis der Nonnen! Und schreiben Sie mir bitte (Kontaktseite) Ihren Lieblingsimpuls, der Ihnen nicht mehr aus dem Kopf geht und Sie weiterbringt. Stelle ich gern mit hier ein. Lassen Sie uns das Glück teilen. Schließlich vermehrt es sich dabei 🙂